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Philosophenherrschaft

Platon ist den meisten Menschen ein Begriff. Jeder kennt zumindest den Begriff der platonischen Liebe. Allerdings ist diese nicht unmittelbar mir dem griechischen Philosophen verbunden. Sie wurde in der Rennaissance, basierend auf seine Theorie der Liebe definiert. Platon spielt allerdings in der Philosophie der Neuzeit eine wichtige Rolle. Er gründete die erste Philosophenschule Griechenlands und entwickelte zu allen Bereichen des Lebens Theorien. Er verfasste seine Werke überwiegend in Dialogform und auch sein Lehrer Sokrates kommt darin zu Wort. Sokrates selbst wurde wegen verderblichen Einfluss auf die Jugend mit dem Schirlingsbecher hingerichtet. Zeit seines Lebens hat er keine eigenen Werke verfasst. Stattdessen wurden seine Lehren und Ansichten durch Aufzeichnungen seiner Schüler festgehalten. Platon legt Sokrates in einem solchem Werk auch Gedanken zu einer Philosophenherrschaft in den Mund.

Ich weiß, dass ich nichts weiß

Das wohl berühmteste Zitat, das Sokrates zugeschrieben wird, ist der die Erkenntnis, nichts zu wissen. Ein Satz der an philosophischer Tiefe kaum zu überbieten ist. Er verbrachte viel Zeit mit Gesprächen und Diskussionen. Er philosophierte so wohl über die verschiedenen Aspekte des Lebens. Neben der laufenden Diskussion mit anderen Menschen ist aber auch überliefert, dass Sokrates komplett in Gedanken versinken konnte. Er überlegte stundenlang regungslos, bis er schließlich seine Gedanken zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führen konnte. Platon, sein Schüler griff die Art der philosophischen Auseinandersetzung auf und verfasste seine Werke überwiegend in Dialogform. Sokrates spielt in einigen von Platos Werken eine Rolle. Es ist anzunehmen, dass die Philosophie Platons sich stark an der des Sokrates orientiert.

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Griechenland ist die Wiege der Philosophie

Staatsformen

Ein Teil der Schriften Platons beziehen sich auf die ideale Staatsform. Er sieht einen Philosophen als ideales Staatsoberhaupt. Ob ein Philosoph zum Herrscher gemacht wird, oder ein Herrscher zum Philosophen ausgebildet wird, spielt für Platon keine Rolle. Er setzt die Gerechtigkeit als philosophisches Prinzip an erste Stelle. Damit obliegt dem Philosophen, der den Staat führt, die komplette Entscheidungsgewalt. Die Philosophenherrschaft wird von Platon in der Politeia von sogenannten Wächtern gesichert. Sie sorgen für Ordnung und Verteidung, stehen also für das Heer und die Exekutive. Die Ansätze von Platon sind radikal. Er sieht vor, dass der Staat die Anzahl der Kinder vorgibt. Die Kinder sollen keinen Kontakt zu den Eltern haben, sondern werden vom Staat erzogen und ausgebildet. Jeder startet mit denselben Möglichkeiten, ohne Rücksicht auf seine Herkunft. Wer bei der Bildung frühzeitig ausscheidet soll Handwerker, oder Bauer werden. Alle anderen werden nach ihren Erfolgen und Begabungen in Kasten eingeteilt.

Platonischer Kommunismus

Platon sieht für alle Kinder, egal ob Mädchen, oder Junge, dieselben Möglichkeiten vor. Besteht man in der Ausbildung, dann geht Platon davon aus, dass es weder Familien, noch persönlichen Besitz gibt. Das ist der Grund dafür, dass die von ihm beschriebene Philosophenherrschaft auch als platonischer Kommunismus bezeichnet wird. Das Prinzip des Kommunismus ist grundsätzlich sehr gut, allerdings in der Praxis aus verschiedenen Gründen nicht umzusetzen. Auch Platon hat diesen und einen weiteren Mangel in der, von ihm entworfenen Staatsform erkannt. Später erkennt er, dass ein einzelner Mensch immer mit umfassender Macht überfordert sein wird. Er streicht damit in seinem Werk Nomoi den alleinigen Philosophenherrscher und nimmt ihm die alleinige Entscheidungsgewalt. Stattdessen sieht er umfangreiche Gesetze vor. Auch den Ansatz der Gütergemeinschaft streicht Platon. Er bezeichnet diese Variante als die zweitbeste Staatsform.

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Der Mensch sieht sich als Individuum. Die Selbstverwirklichung und Weiterentwicklung widerspricht der Theorie des Kommunismus

Untergang der Demokratie

In seinen Spätwerken finden sich auch Dialoge rund um einen Krieg. Fiktive Personen, sowie Philosophen erzählen sich in Platons Spätwerken Kritias und Timaios die Geschichte über einen Krieg zwischen Ur-Athen und Atlantis. Er beschreibt Atlantis als eine Reihe von Inseln im Atlantik, auf denen die 10 Söhne des Poseidon herrschen. Atlantis verfügt über eine riesige Streitmacht und führt Kriege, um das eigene Reich nach Osten zu erweitern. Die Streitmacht Athens ist allerdings in der Lage, die Atlanter zu besiegen. Platon führt das auf die überlegene Staatsform der Athener zurück. Doch die Freude über den Sieg währt nur kurz. Heftige Erdbeben lassen Athen im Erdboden und Atlantis im Meer versinken. Sowohl die Monarchie von Atlantis, als auch die Demokratie sind am Ende also nicht erfolgreich. Verbindet man diese Interpretation mit Platons Politeia und der Nomoi, dann könnte man meinen, dass er damit zeigen wollte, dass beide Staatsformen am Ende nicht überlebensfähig sind. Allerdings gibt es auch andere Interpretationen und Analysen zu Platons Atlantis Bericht.

Der ideale Staat

Sokrates verbrachte seine Zeit damit nachzudenken und Gedanken mit anderen Menschen auszutauschen. Platon griff viele dieser Gedanken auf und entwickelte sie weiter. Seine Werke sind zwar bereits fast 2.500 Jahre alt, aber unverändert aktuell. Er behandelt grundlegende Fragen der Ethik und viele andere Themen. Seine Gedanken bilden auch heute noch die Basis für die Philosophie, wie wir sie kennen. Dass Platon die Philiosophenherrschaft als die ideale Staatsform ansieht ist durchaus nachvollziehbar. Tatsächlich wirkt seine Utopie ideal. Ideal allerdings nur aus Sicht des Staates und der Gemeinschaft. Das Individuum selbst hat nur sehr eingeschränkte Rechte. Es gibt weder persönlichen Besitz, noch Familien. Zwar erhält jeder Mensch uneingeschränkt denselben Zugang zu Bildung und Aufstiegschancen, aber insgesamt erinnert die Struktur an die schöne neue Welt von Aldous Huxley. Auch hier finden sich die Kasten wieder. Mitglieder der Alpha- und Beta-Kaste sind privilegiert. Die niedrigeren Kasten wie Epsilon, oder Gamma werden für niedere Arbeiten eingesetzt. Wie in Platons Utopie bleibt den Individuen wenig Gestaltungsmöglichkeit.

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Geld ist ein starker Antrieb für Menschen

Staatsutopie

Dass Platon schließlich das Prinzip der Philosophenherrschaft überarbeitet und entschärft hat, zeigt deutlich, dass auch er bereits bedenken an der Durchführbarkeit hatte. Allerdings hielt Platon diese Staatsform immer für beste und bezeichnete die überarbeitete Version als zweitbeste Form. Platon war mit Sicherheit einer der bedeutendsten Denker. Bis heute bewähren sich seine philosophischen Ansätze. Seine Auseinandersetzung mit Staatsformen ist eine Schlussfolgerung seiner philosophischen Lehren. Basierend auf die Gerechtigkeit und Ethik strebt er nach einer perfekten Organisation für das Zusammenleben. Auch seine Überlegungen dazu sind heute noch genauso aktuell, wie zu seiner Zeit und auf jeden Fall ein Gedankenexperiment wert. Eine Umsetzung kommt allerdings wohl nicht in Frage. Zu sehr liebt der Mensch den Wettbewerb und den Vergleich. Auch wenn eine frühe Weichenstellung für den Lebensweg ideal ist, so führt das bei vielen Menschen bestimmt zu Unzufriedenheit. Auch in Aldous Huxleys Roman werden die niedrigen Kasten gezielt beeinträchtigt, um weniger intelligent zu sein. Damit akzeptieren sie ihr Schicksal. Im echten Leben wäre so etwas zum Glück undenkbar.

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